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Dampfschiffe "Irma" und "Henry" vor der Insel Averøya

Neben dem Untergang des Panzerschiffs "Norge" stellt die Versenkung der "Irma" und "Henry" eine der schlimmsten maritimen Tragödien Norwegens im 2. Weltkrieg dar.

Niederländisches Forschungs-U-Boot "Drebbel" am Wrack des Passagierdampfers "Irma"


D/S "Irma" war ein in 1905 in Großbritannien gebauter Passagierdampfer, der seit 1931 unter norwegischer Flagge im Küstenbetrieb auf "Hurtigruten" fuhr und bei den Passagieren eine große Beliebtheit genoss. Nach allen Überholungen und Modernisierungen hatte sie eine Länge von ca. 74 Metern und erreichte mit einer 1500 P.S. dreifach-Expansionsmaschine eine Höchstgeschwindigkeit von 13,5 Knoten, mit der sie bis zu 87 Passagiere befördern konnte. Auf ihrer letzten Reise von Bergen nach Trondheim transportierte sie 40 Passagiere und 1800 Tonnen Hering, begleitet von 43 Besatzungsmitgliedern.


Am Abend des 13. Februar 1944 wurde sie in der Bucht von Hustadvika nahe der Insel Averøya aufgrund eines Fehlers von zwei Torpedobooten gleich zweimal mit Torpedos getroffen und sank unverzüglich. In unmittelbarer Nähe befand sich das Frachtschiff D/S "Henry", welches versucht hat die Überlebenden des Angriffs zu retten, ohne die genaue Ursache der Explosionen erkannt zu haben. Auch "Henry" wurde durch einen Torpedotreffer auf der Steuerbordseite mittschiffs getroffen und versenkt. Anschließend näherten sich die für den Angriff verantwortlichen Torpedoboote dem Abschussort und eröffneten Maschinengewehrfeuer auf die Überlebenden. Mehr als 2000 Schüsse wurden abgegeben, sodass insgesamt 65 Zivilisten ihr Leben verloren haben. Ihre Leichen wurden mehrere Tage lang an den umliegenden Küsten angespült.


Die Versenkung der "Irma" und "Henry" kennzeichnet ein kontroverses Kapitel der norwegischen maritimen Geschichte. In den ersten Tagen nach der Tragödie haben norwegische Zeitungen behauptet, dass die Versenkung durch britische Schnellboote erfolgte. Diese Behauptungen wurden anschließend durch deutsche Besatzer für Propagandazwecke ausgenutzt. Erst nach dem Krieg stellte sich heraus, dass es sich um die Torpedoboote MTB 627 und MTB 653 der Königlichen Norwegischen Marine handelte, welche von den Shetlandinseln vor die norwegische Küste kamen und die deutsch-kontrollierte Küstenschifffahrt stören sollten. Angriffe auf unbegleitete Zivilfahrzeuge wurden streng untersagt. Nach einer Serie von Missverständnissen und Fehlinterpretationen hielten aber die norwegischen Besatzungen "Irma", Henry" und einen norwegischen Schlepper für ein deutsches Konvoy, eskortiert durch einen zum Vorpostenboot umgebauten Fischtrawler. Unter diesen Umständen wurde "Henrys" Versuch überlebende von der "Irma" zu retten als Ausweichmanöver bewertet, wodurch das Schiff selbst zum Ziel wurde.


Die Wracks von "Irma" und "Henry" wurden 1999 bei einer geologischen Untersuchung in einer Tiefe von über 200 Metern entdeckt. Eine ferngesteuerte Unterwasserdrohne lieferte damals die ersten Bilder der Schiffe. In 2002 wurde auf der Insel Sveggen nahe der Versenkungsstelle ein Denkmal mit den Namen aller Opfern des Angriffs eröffnet.

Wrack des Frachtdampfers "Henry" (ex "Wasa") mit der Ladung von Steinen.
Gebaut in 1907 in Göteborg, Schweden. Seit 1925 unter der norwegischen Flagge.
Länge über Alles ca. 52,5 m

Im Juli 2017 fand die Erstbetauchung der beiden Wracks bei einer privat organisierten Forschungsexpedition mit norwegischen, niederländischen und deutschen Teilnehmern statt. Die zentrale Rolle spielte dabei das 3-Mann Forschungs-U-Boot "Drebbel" entwickelt und gebaut als ein Freizeitprojekt vom Niederländer Emil van Essen. Dieses U-Boot machte die Tauchgänge in diesen Tiefen erst möglich. Obwohl das Hauptaugenmerk bei der historisch relevanteren "Irma" lag, hatte ich anschließend die einzigartige Gelegenheit einer der drei Menschen zu werden, die das Wrack "Henry" jemals mit ihren eigenen Augen gesehen haben. Sei es auch nur durch eine mehrere Zentimeter dicke Plexiglas-Kuppel. Somit wird "Henry" wohl für eine unbestimmte Zeit mein tiefstes Wrack bleiben...


Quellen: Wikipedia "Irma"

Wikipedia "Henry"

U-Boot "Drebbel" am Kranhaken

"Stille rom" ("Der stille Raum"). Gedenkstätte für die Opfer des Untergangs von "Irma" und "Henry" in Røeggen, Island Sveggen, Kommune Averøy.
Beide Steine zeigen exakt auf den Ort der Tragödie.


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