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Wracks „Zakynthos“ und „Kydoniai“ vor Monemvasia, Griechenland

  • Autorenbild: Der Wrackzeichner
    Der Wrackzeichner
  • 2. März 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 7 Tagen

Bei seinem Untergang hatte eines der Schiffe einen Geldschatz an Bord. Einen Schatz mit einem kleinen Hacken…

"Zakynthos"
"Zakynthos"

Der 70 Meter lange und 960 Bruttoregistertonnen messende Postdampfer „Zakynthos“ ist im Jahr 1892 auf der britischen Werft „Earle’s Shipbuilding & Engineering Co. Ltd.“ unter seinem unrsprünglichen Namen S/S „Victoria“ vom Stapel gelaufen. Wie für solche Schiffe üblich, wechselte es im Laufe seines Lebens einige Male den Eigner und die Flagge, bevor es im Jahr 1931 in den Besitz seines letzten Eigners – der griechischen Reederei „Hellenic Coast Line“ in Piräus überging. Zu Beginn der deutschen Invasion im April 1941 wurde das Schiff von der griechischen Regierung akquiriert und für den Transport von 50 Millionen Drachmen nach Ägypten beordert. Von dort aus sollte das Geld vermutlich nach Großbritannien weitergeleitet werden, wie dies zuvor mit dem Gold und internationalen Devisen der Bank von Griechenland geschah. Neben der halben Schiffsbesatzung befanden sich 120 weitere Seeleute von bereits versenkten Marineschiffen an Bord. Den Geleitschutz übernahm das griechische Torpedoboot „Kydoniai“. Aufgrund der niedrigen Fahrgeschwindigkeit war der kleine Geleitzug gezwungen nur nachts durchzufahren und bei Tag den Schutz vor der Küste zu suchen. Trotzdem wurden beide Schiffe bereits kurz nach der Abfahrt zum ersten Mal aus der Luft angegriffen, jedoch ohne Schäden. Bei einem Zwischenhalt vor Monemvasia erfolgte der zweite Angriff, bei dem „Zakynthos“ zwar nur leicht beschädigt wurde, aber trotzdem nicht mehr weiterfahren konnte, da der Rest der Besatzung an Land flüchtete und nicht mehr zurückkehren wollte. Bei dem anschließenden Versuch das Geld von „Zakynthos“ auf „Kydoniai“ zu verladen, stellte man fest, dass die 50 schwere Kisten das Torpedoboot überfrachten und zudem seine Seetüchtigkeit gefährden würden. Noch während der Klärung zur weiteren Vorgehensweise besiegelten 12 Stuka-Bomber der deutschen Luftwaffe mit dem Abwurf von 40 Bomben das Schicksal der beiden Schiffe, die heute direkt vor dem Stadtfriedhof in einer Tiefe von bis zu 37 Metern liegen. Ein Teil der vermeintlich wertvollen Ladung an Bord der „Zakynthos“ überlebte sowohl den Beschuss, als auch den anschließenden Brand und wurde mit der Zeit an die Küste angeschwemmt.


Die neuen 100-Drachmen-Geldscheine wurden im Jahr 1939 in London bestellt und kamen wegen des Kriegsausbruchs verspätet in Griechenland an, wobei die hohe kriegsbedingte Inflation dieses Geld bis dahin teilweise entwertet hat. So war die griechische Regierung gezwungen, diese Scheine anders zu markieren und sie als 1000-Drachmen-Geldscheine in Umlauf zu setzen.  Doch die Banknoten an Bord der „Zakynthos“ war noch nicht markiert und somit ungültig. Trotzdem haben Geldfälscher die Gelegenheit genutzt und die angespülten Drachmen in den Umlauf gebracht. Es begann ein Wettlauf zwischen den Fälschern und der Bank von Griechenland, die es versuchte, die Bevölkerung vorzuwarnen bzw. die ungültigen Scheine abzukaufen. Das Ganze endete erst nachdem selbst die 1000-Drachmenscheine aufgrund der Inflation nur noch zum wertlosen Papier wurden.


Was das Wrack selbst angeht, wurde es zwischen 1948 und 1952 teilweise abgeborgen. Heute besteht es nur noch aus einem verstreuten Stahlhaufen, wobei die Bugsektion halbwegs intakt geblieben ist.

"Kydoniai"
"Kydoniai"

Das in die Jahre gekommene und eher technisch überholte Torpedoboot, das bei selben Luftangriff versenkt wurde, diente ursprünglich in der österreichischen Kriegsmarine unterm Namen SMS Tb 100-M. Es wurde im Jahr 1915 im damals österreich-ungarischen Molfancone gebaut und war das letzte Boot der sogenannten 250-Tonnen Klasse. Nach dem 1. Weltkrieg wurde es im Jahr 1920 zusammen mit beiden Schwesterbooten des letzten Bauloses als Reparationszahlung an Griechenland übergeben und erhielt den Namen „Kydoniai“, genannt nach der altgriechischen Stadt im heutigen Anatolien. Die Bewaffnung des 60 Meter langen Bootes bestand aus zwei 66 mm Kanonen, Flugabwehr-Maschinengewehren und vier Torpedorohren im Kaliber 450 mm. Mit zwei Dampfturbinen mit einer Gesamtleistung von 5000 P.S. erreichte „Kydoniai“ eine Höchstgeschwindigkeit von 29,5 Knoten. Während des zweiten Weltkriegs kämpfte Sie von 1940 bis 1941 gegen die italienische Marine.


Noch während des deutschen Luftangriffs auf Monemvasia konnten sich Besatzungsmitglieder schwimmenderweise an der etwa 25 Meter entfernten Inselküste in Sicherheit bringen. Nach der Versenkung ragte das Hinterschiff der „Kydoniai“ noch 11 Jahre lang meterhoch aus dem Wasser. Danach wurde der Großteil des Wracks zusammen mit den Teilen von „Zakynthos“ geborgen. Nur ein kleiner Rest von ungefähr 10% des ursprünglichen Umfangs blieb in 20 Metern Tiefe zurück. Mit etwas Fantasie kann heute im tieferen Bereich Teile der Brücke erkennen. Dahinter liegen verstreite Trümmer des vorderen Dampfkessels, wie zum Beispiel kreisrunde Feuerungsöffnungen aus Schamottstein oder schlangenförmige Flammrohre.


Holger Buss - Dive 3D/Zakynthos

Holger Buss - Dive 3D/Kydoniai

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