Vielen Tauchern sind die historischen Wracks der Kaffenkähne im Werbellinsee ein Begriff. Was aber nur wenige wissen: Im Schweriner See liegt ein weiterer Zeitzeuge einer Epoche, in der dieser Schiffstyp das Bild der deutschen Binnenschifffahrtswege geprägt hat. Dabei handelt es sich um das Wrack nahe der Insel Ziegelwerder, das in der Szene einfach Lastensegler genannt wird.
Der über 26 Meter lange und circa 4 Meter breite Kahn liegt auf einem fast ebenen Grund in einer Maximaltiefe von 18 Metern und ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark versandet. Zusammen mit dem Verbleib im Süßwasser erklärt dies möglicherweise einen vergleichsweisen guten Erhaltungszustand des Wracks, das nach Schätzungen mindestens 100 Jahre alt sein sollte.
Bei unserem Tauchgang war es bis zur Bodenbeplankung des Laderaums fast sandfrei und offenbarte viele sonst verborgenen spannenden schiffbaulichen Details. Gut erkennbar waren der Rumpf in Kraweelbauweise, Holzspanten mit den aufgesetzten Profileisen und die typische hochgeschwungene Bugkaffe, die diesem Schiffstyp seinen Namen gibt. Imposant ist das 3,5 Meter lange Ruderblatt mit einer entsprechenden Ruderpinne. Im Achterschiff findet man die großenteils zusammengestürzte Kajüte, die daran erinnert, dass die ganzen Jahre nicht spurlos an dem Kahn vorbeigegangen sind. Leider hat auch mutwilliges Aufbrechen der Kajüte durch Unbekannte vor einigen Jahren zu ihrem Verfall beigetragen. Im vorderen Drittel des Wracks ragt ein 7 Meter hoher Maststumpf ins Wasser, gestützt von einer massiven Mastlegevorrichtung. Einige Meter davor steht die einsame eiserne Winsch. Der schnellste Weg zum Wrack führt von der Tauchbasis Kosie’s D.I.V.E. in Raben Steinfeld. Von dort aus ist die Tauchstelle am Rand des Naturschutzgebietes in weniger als einer Viertelstunde mit dem basiseigenen Motorboot erreichbar.
(Maßangaben zum Wrack gemäß den Untersuchungen von den ehrenamtlichen Unterwasserarchäologen Elmar Klemm, Maik Teubner und der Schiffsarchäologischen Gesellschaft Rostock)
Artikel zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift "Wetnotes" Nr. 36
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