Schiffsuntergänge sind in allermeisten Fällen mit zahlreichen menschlichen Tragödien verbunden. Das besonders tragische an den beiden Wracks in der norwegischen Kilbotnbucht, deren Versenkung etwa 150 Menschen das Leben kostete, ist dass sich diese nur vier Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieg ereignete. In diesen Tagen startete die britische Royal Navy unterm Decknamen "Operation Judgement" den letzten Luftangriff in Europa und vernichtete dabei einen deutschen U-Boot-Stützpunkt südlich von Harstad.
U-Boot-Versorger "Black Watch"
Nach dem Rückzug aus dem nordnorwegischen Hammerfest wurden von Kilbotn aus Angriffe auf die Konvois der Alliierten im Nordmeer gestartet. Die Rolle eines mobilen Stützpunkts übernahm das 117,5 m langes Wohn- und Depotschiff "Black Watch", welches ursprünglich 1938 als Kombischiff für die norwegische Reederei A/S Ganger Rolf (Fred Olsen Line) in Oslo gebaut wurde bevor es 1940 von der Wehrmacht bei der Besetzung Norwegens in Besitz genommen wurde.
Am 4. Mai 1945 starteten 16 Torpedobomber und 28 Jagdflugzeuge von ihren drei Geleitträgern zu dem Angriff und fanden neben der "Black Watch" das U-Boot U 711, das Versorgungsschiff "Senja" und Flakschiff "Thetis" in der Bucht vor. Hinzukamen einige kleinere Einheiten wie Flak-Bargen, Versorgungs- und Personentransportboote. Geflogen wurden nur zwei Angriffswellen mit der Gesamtdauer von sieben Minuten, doch in diesen wenigen Minuten brach im Himmel ein regelrechtes Inferno aus. "Black Watch" erhielt insgesamt sieben Bombentreffer und sank in zwei Teilen zum Grund. Heute liegt sie in Tiefen zwischen 42 und 18 Metern auf der Backbordseite. Nur das Mittelschiff und Teilweise Vorschiff sind ausreichend erhalten, um überhaupt erkennen zu können um welches Schiff es sich gehandelt hat. Das Hinterschiff wurde praktisch vollständig zertrümmert.
Typ VII C U-Boot U 711
Das U-Boot U 711 kehrte nur zwei Tage vor dem Angriff von seiner letzten Feindfahrt im Seegebiet vor dem russischen Murmansk zurück. Diese Einheit des legendären Typs VII C wurde Ende 1942 in Hamburg gebaut und in Dienst gestellt. Bis kurz vor Kriegsende absolvierte das U-Boot 13 Unternehmungen und versenkte insgesamt über 7000 Tonnen Handelstonnage zuzüglich der britischen Korvette "Bluebell".
Zum Zeitpunkt des Angriffs auf Kilbotn lag U 711 längsseits der "Blackwatch". Das Großteil der Besatzung hat auf den U-Bootversorger rübergewechselt, um sich nach den Strapazen des Einsatzes zu erholen. Lediglich eine kleine Wache inklusive des Kommandanten befand sich an Bord. Die Männer haben es im letzten Augenblick versucht das Boot startklar zu machen und aus der Bucht zu entwischen. Nur 600 m weiter wurde U 711 letztendlich so schwer beschädigt, dass es einige Stunden später ebenfalls sank, wobei sich alle acht an Bord befindliche Besatzungsmitglieder retten konnten. Heute liegt das Wrack in einer Tiefe von ca. 55 Metern mit einer Krängung von etwa 45° nach Backbord. Zerstörung im Bereich des vorderen Torpedobeladeluks und der Flak-Geschütze im "Wintergarden" hinter dem Turmaufbau zeigen die verheerende Wirkung von fünf Nahtreffern. Nach dem Untergang prallte das Boot mit derartiger Wucht auf dem Meeresgrund ein, dass die freiflutende Bugspitze (das "leichte Vorschiff") nach oben weggebogen wurde. Auch das ist heute noch gut erkennbar.
Das Versorgungsschiff "Senja" wurde bei der "Operation Judgement" ebenfalls versenkt. Das Wrack wurde aber später gehoben. Lediglich das Flak-Schiff "Thetis" (ehemaliges norwegisches Panzerschiff "Harald Haarfagre") überlebte den Angriff. Die Royal Navy hat beim Einsatz zwei von 44 Flugzeugen verloren.
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