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Raddampfer PSS „Patris“ vor der Insel Kea, Griechenland

Das Seegebiet in der Straße von Kea ist für einige Schiffswracks der Weltklasse bekannt. Darunter sind solche berühmten Namen wie „Britannic“ oder „Burdigala“. Etwas im Schatten der beiden, gehört der über 150 Jahre alter Passagierdampfer „Patris“ ohne Zweifel ebenfalls zu den bekanntesten und schönsten Wracks Griechenlands.


Der 66 Meter lange und ca. 780 Tonnen verdrängende Luxusdampfer lief im Jahr 1860 vom Stapel der Schiffswerft „Lungley Charles and Co.“ im britischen Deptford an der Themse. Zu dem Zeitpunkt war das Unternehmen für den Bau von hochmodernen Dampfschiffen bekannt. Der Auftraggeber war der erste König von Griechenland, nach dem das Schiff ursprünglich „König Otto“ auch benannt wurde. Zusammen mit dem Schwesterschiff „Amalia“ und einem Paar kleinerer Fahrzeuge, bildete sie den Grundstein für die erste griechische Dampffahr-Gesellschaft mit dem Hauptsitz auf der Insel Syros, welche hauptsächlich Fahrstrecken zwischen Piräus und der Inselgruppe der Kykladen bedienen sollte. Nach der Verbannung des Königs im Jahr 1862, fuhr das Schiff unter dem Namen „Patris“ weiter. In einer Winternacht im Jahr 1868 war sie bei Schlechtwetter auf ihrer üblichen Route nach Syros unterwegs, als sie auf Grund eines Navigationsfehlers gut sieben Seemeilen von ihrem geplanten Kurs abkam und knapp eine Seemeile südwestlich der Insel Kea mit dem Koundouros Riff kollidierte. Dabei ging sie nicht sofort unter und war halbwegs wettergeschützt, sodass alle der 400 bis 500 Passagiere und Besatzungsmitglieder auf die nahgelegene Küste gerettet werden konnten. Selbst das persönliche Gepäck und ein Großteil der Schiffsladung wurden erfolgreich geborgen, bevor „Patris“ am Morgen des Folgetags in zwei Teile zerbrach und entlang des Riffhangs in die Tiefe verschwand: zuerst das Hinterschiff und drei Stunden später das Vorschiff. Danach gerät das Schiff für über 100 Jahre in Vergessenheit…


Es hat bis in die 1970-ern gedauert, bis das Wrack von Tauchern wiederentdeckt und weitere 30 Jahre bis es erneut identifiziert und im neuen Glanz bekannt wurde. Obwohl die Straße von Kea für starke Strömungen bekannt ist, findet man hier ein halbwegs strömungsgeschütztes „Abenteuerspielplatz“. Das etwa 25 Meter lange Vorschiff liegt  mit 90° Krängung in einer Tiefe zwischen 30 und 38 Metern und ist für Sporttaucher entsprechend gut erreichbar. Das  43 Meter lange Hinterschiff liegt in ca. 50 Metern Entfernung am Hang auf ebenen Kiel und reicht von den „sportlichen“ 30 bis zu den „technischen“ 55 Metern Tiefe. Der Strömungsschatten des Riffs erlaubt eine komfortable Dekompression ohne langes Hängen an der Schottleine. Mitunter deshalb wird „Patris“ gerne zur Vorbereitung auf die Tauchgänge an den tieferen und exponierteren Wracks in der Nähe oder als Ausweichmöglichkeit bei ungünstigem Wetter genommen.


Nach 155 Jahren auf dem Meeresgrund besticht das Wrack der „Patris“ mit einem ungewöhnlich guten Erhaltungszustand. Zwar sind die hölzernen Decks verschwunden, aber der eiserne „Skelett“ des Schiffs blieb intakt, ohne zusammenzubrechen. Das sechs Meter große Schaufelrad auf der Steuerbordseite bietet ein absolutes Highlight des Tauchgangs, insbesondere wenn man es aus einer Perspektive anschaut, bei der das Vorschiff mit zuweilen fantastischen Sichtweiten im Hintergrund durchschimmert. Das Backbordrad brach beim Untergang aus seiner Halterung und wurde im Jahr 2007 aus einer Tiefe von 52 Metern geborgen. Heute steht es am Eingang des Industriemuseums von Hermoupolis auf der Insel Syros. Am Ende hat zumindest ein Teil des Schiffs  zusammen mit einigen anderen Exponaten nach über 140 Jahren seinen Zielhafen erreicht...


Holger Buss - Dive3D.eu

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