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Frachtschiff M/V „Evelpis“ vor Pylos

  • Autorenbild: Der Wrackzeichner
    Der Wrackzeichner
  • 23. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Im Januar 1968 wurde ganz Euopa und teilweise Nahost durch eine Kette von Naturkatastrophen überschüttet. Während ein Tiefdruckgebiet mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 km/h Schottland in einem noch nicht da gewesenen Ausmaß verwüstete und ein Erdbeben auf Sizilien mehrere Ortschaften zerstörte, wurde Großteil Griechenlands durch Schneestürme lahmgelegt. In diesen Tagen ereignete sich vor dem messenischen Städtchen Pylos (auch als Navarino bekannt) ein Schiffsunglück das 16 Seeleuten das Leben kostete.

Der Frachter „Evelpis“ wurde im Jahr 1947 im dänischen Aalborg unter seinem ursprünglichen Namen „Dorrit Clausen“ gealssen und diente zuerst als Kühlschiff für Obsttransporte. Kurze Zeit später fuhr er als „Texelstroom“ unter niederländischer Flagge. Nach zwei weiteren Eignerwechsel und Namensänderungen kam das Schiff schließlich im Jahr 1967 unter die griechische Flagge und verkehrte seitdem als Tiertransporter oder auch als herkömmlicher Stückgutfrachter zwischen den Häfen Nordwesteuropas, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer.


Im Januar 1968 fuhr „Evelpis“ in Ballast (unbeladen) vom lybischen Bengasi nach Ravenna in Italien, um dort Düngemittel für einen Hafen im Schwarzen Meer zu laden, als sie von einem Wintersturm überrascht wurde. Starke Schiffsbewegungen und ständige Wellenschläge führten auf Höhe der kleinen Insel Proti vor der Westküste von Peloponnes zu einem Schaden an der Motorölpumpe. Da eine Weiterfahrt unter diesen Bedingungen unmöglich war, gab die Besatzung ein Notsignal ab und versuchte den Schaden vor Anker zu reparieren, was ihr letztendlich auch gelang. Inzwischen verschlimmerte sich das Seewetter derart, dass beide Anker in über 5o Metern Wassertiefe ständig den Halt verloren haben und das Schiff gefährlich nah an die Steilküste abgedriftet ist. Nach mehreren erfolglosen Versuchen vor der Insel einen geeigneten Ankerplatz zu finden, entschied man sich am Folgetag aufs offene Meer rauszufahren und anschließend den Schutz in der Bucht von Navarino zu suchen. Doch unter den herrschenden Wetterbedingungen verfehlte „Evelpis“ die vergleichsweise enge Buchteinfahrt und zerschellte an den gegenüberliegenden Felsen am Kap Valera, wobei die gesamte Schiffsbesatzung ums Leben kam.


Heute markiert ein einsamer Anker weit über dem Meeresspiegel wie ein Grabstein die Stelle, an der „Evelpis“ mit voller Wucht nahezu frontal auf die Steilküste geworfen wurde. Im Wasser findet man hier eine über 100 Meter lange Ankerkette, die erst in 60 Metern Tiefe in der Ankerklüse des fast kielober liegenden Wracks endet. Zuerst sank das Schiff bis zu einem 30 Meter tiefen Plateau und rutschte später in die heutige Position auf dem Sandboden am Fuß dieses Felsvorsprungs, wobei es sich überschlagen haben muss. Vom ursprünglich 82 Meter langem Frachter blieb nur das Vorschiff und die mittlere Sektion übrig. Direkt hinter dem Deckshaus offenbart eine Bruchstelle über das gesamte Rumpfquerschnitt einen Blick ins Schiffsinnere in Richtung des Maschinenraums. Der Verbleib des Hinterschiffs ist derzeit ungeklärt. Da es keine Hinweise auf eine Bergung gibt, lässt sich vermuten, dass das fehlende Teil irgendwo in der Nähe liegen müsste. Auch die Strukturverformungen im Bereich des Abrisses deuten eher auf ein gewaltsames Zerbrechen als auf Bergungsarbeiten hin. Durch seine Überkopflage mit einer geringen Entfernung von einer fast genauso hohen und abgerundeten Felswand ist das Wrack auf dem Sonar nahezu unauffindbar, was die Suche nach dem fehlenden Teil zusätzlich erschweren dürfte. Es kommt außerdem gelegentlich vor, dass ganze Schiffshälften nach dem Zerbrechen durch Lufttaschen für kurze Zeit schwimmfähig bleiben und verdriften.


Trotz der durchgekenterten Lage ist das Durchtauchen der Laderäume problemlos möglich. Von außen erkennt man auf den Bordwänden und am Schiffsboden massive Beulen und Risse, die vermutlich von den Grundberührungen und vom Abrutschen entlang des Hangs übriggeblieben sind. Diese Vorschäden sorgten dafür, dass teile der Backbordwand zusammengebrochen sind, wodurch das Wrack in Querrichtung ebenfalls durchgetaucht werden kann.


Quellen: Χρήστος Ε. Ντούνης - Τα ναυάγια στις ελληνικές θάλασσες: 1951-2000


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