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Der „Tonrohren-Segler“ vor Rügen

  • Autorenbild: Der Wrackzeichner
    Der Wrackzeichner
  • 5. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Auf seiner letzten Reise transportierte der unbekannte hölzerne Zweimast-Gaffelschoner eine Ladung von Drainage- oder Kanalrohren aus Ton. Durch diese Ladung bekam das etwa 3,5 Seemeilen nordwestlich von Bakenberg bei Dranske liegende Wrack in den Taucherkreisen seine heutige Bezeichnung.


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Die allgemeine Bekanntheit bei den lokalen Sporttauchern erlangte das Wrack im Jahr 2010, wobei es dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zu dem Zeitpunkt schon länger geläufig war. Damals fand man in rund 30 Metern Tiefe einen recht gut erhaltenen Segelfrachter vor, der vermutlich aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammt. Mit einer Gesamtlänge von über 30 Metern und einer Breite von ca. sieben Metern ragten seine Bordwände zum Teil meterhoch aus dem festen Grund. Zwar fehlte dem Schoner ein Stück des Hinterschiffs, aber die Decksaufbauten waren großenteils erhalten und luden dazu, einen Blick ins Innere von Unterkünften und Niedergänge zu werfen. Selbst Holztreppen waren noch zum Teil erhalten. Auf einen Antriebsmotor gab es aber keinen Hinweis. Die Ladung von Tonrohren war der Größe nach sortiert: die kleineren Rohre mit 10-12 cm Durchmesser im vorderen und die größeren mit 20-30 cm im hinteren Laderaum. Das Oberdeck: glatt und sauber wie mit einem Besen gefegt, war reichlich mit Resten der Takellage, des Segeltuchs, aber auch mit zahlreichen Angelsehnen und Pilken gedeckt.


Heute, 15 Jahre später bietet sich ein völlig anderer, trauriger Anblick. Das Wrack ist fast vollständig versandet und die Aufbauten sind zusammengebrochen, sodass man auf den ersten Blick den Eindruck bekommt, dass es sich um einen großen Flachboden-Lastensegler wie Ewer handeln könnte. Lediglich die hölzernen Stützen des abgebrochenen Schanzkleids, Lukensülle, Ankerwinde und ein Maststumpf mit dem dazugehörigen Einzylinder-Antriebsmotor für die Winde bleiben bestehen. Der Rest ist unter einer Schicht aus Sand und Miesmuscheln begraben.  Wer weiß, ob die sich ständig ändernden Botenströmungen und Sedimentbewegungen das Wrack eines Tages erneut freilegen.


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