Mit seinen über 50 Metern Länge ist der Eimerkettenbagger eins der größten Wracks in der Kieler Bucht. Doch trotz seines recht ungewöhnlichen Erscheinungsbildes ist seine Herkunft bis heute nicht geklärt.
Obwohl das Wrack in nur 18 Meter Tiefe liegt, können mäßige Sicht, gelegentliche Strömungen und starke Zerstörung für reichlich Verwirrung sorgen. Vor allem, wenn man nicht weiß, dass ein Schiff auch trotz einzelnen Rumpfs zwei Heckspiegel haben kann. Das bessere Verständnis soll deshalb die kleine Rekonstruktion des möglichen Aussehens "zu Lebzeiten" vermitteln, auch wenn diese ohne historische Unterlagen eher spekulativ ist.
Ein Eimerkettenbagger wird dazu genutzt, das Material mit Hilfe von großen Eimern abzutragen, die sich auf einer endlosen Kette auf einem Ausleger (Eimerleiter) bewegen. Das Ganze hat dann eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Kettensäge. Für eine stabile Wasserlage muss der Ausleger auf einem Turm nahe des Schiffschwerpunkts montiert sein. Der Turm dient gleichzeitig als Träger für Seilzüge mit großen Antriebs- und Umlenkrollen (Turas genannt). Damit der Eimerleiter abgesenkt und gehoben werden kann, besitzt das Hinterschiff einen auffälligen Spalt mit einem Portalkran über dem Heck.
Nun zur Wrackgeschichte. Aus Textquellen ist bekannt, dass 1950 im Seegebiet vor Fehmarn ein Eimerkettenbagger namens "Ostland" beim Schleppen untergegangen ist. Allerdings wird seine Verlustposition auf der falschen Seite der Insel angegeben! Das klingt zwar wie ein Ausschlusskriterium, muss es aber nicht sein. Manchmal sind die Angaben bei solchen Unfällen sehr grob. Vor allem, wenn man vielleicht nicht möchte, dass das Wrack direkt nach dem Untergang gefunden und untersucht wird. Sollte es sich also um die "Ostland" handeln, was es noch zu prüfen gilt, wäre es ein um 1900 gebauter Eimerkettenbagger von 60 Meter Länge und 11 Meter Breite. Über seine Herkunft und seinen Dienstweg ist noch nichts bekannt, außer dass er 1941 von den deutschen Truppen in Lettland unter dem Namen "Riga" vorgefunden war und dann mit dem neuen Namen unter die Reichsdienstflagge dem Marinehafenbauamt Libau zugewiesen wurde. Anschließend folgten Verholungen nach Gotenhafen (heute Gdynia), Heiligenhafen, Bad Schwartau und Lübeck. Zuletzt sollte die "Ostland" 1950 nach Kiel verholt werden, wobei sie ihren Zielhafen nicht mehr erreichte. Angesichts der Tatsache, dass sie schon in Bad Schwartau nur noch in einem Seitenarm der Trave auf dem Grund lag, und wenn man bedenkt, wie vielen Ämtern das Schiff bis dahin zugewiesen war, dann ist es nicht verwunderlich, dass man zum Schluss nur noch froh wäre, wenn sie ein für alle Male verschwinden würde. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass sie bis zum Schluss Alliierteneigentum war und keiner sich so richtig für sie verantwortlich fühlte.
Wer weiß, vielleicht kann dieser Artikel dazu beitragen, dass jemand mit entsprechenden Erfahrungen bei der Archivarbeit es versucht, die Wahrheit über dieses Wrack ans Licht zu bringen.
Artikel zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift "Wetnotes" Nr. 43
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