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Kabelleger CS „Retriever“ vor Glyfada, Griechenland

„Retriever“ war ein kleines britisches Spezialschiff mit 32 Jahren bewegte Geschichte in den Logbüchern, als im April 1941 ein deutscher Luftangriff sein Schicksal im Saronischen Golf nahe einer Vorstadt von Athen besiegelte.


Der Werdegang des 58 Meter langen Kabellegers mit einer Tonnage von 674 Bruttoregistertonnen begann im Jahr 1909 auf einer Werft im Osten Englands. In den ersten Jahren operierte das Schiff vom peruanischen Callao aus und nahm bei den Reparaturen am Seekabel Valparaiso-Lima teil. Anschließend folgten Einsätze vor den Westindischen Inseln in der Karibik, im Roten Meer und im Mittelmeer. Im Jahr 1934 verlegte „Retriever“ im Auftrag der griechischen Regierung die Seekabelverbindung von Delos nach Mykonos.  Mit dem Beginn des 2. Weltkriegs wurde sie von Brasilien nach Gibraltar beordert und sabotierte italienische Kabelverbindungen nach Spanien. Im April 1941 operierte der Kabelleger vor Thermaikos in Begleitung des griechischen Torpedoboots „Arethousa“. Wenige Tage später befand er sich auf dem Weg von Lemnos nach Piräus, begleitet von zwei griechischen Zerstörern, als das Konvoy über einen anstehenden Angriff der deutschen Luftwaffe gewarnt wurde. Die beiden Zerstörer wurden unverzüglich abgezogen und „Retriever“ erhielt den Befehl, sich in den Seegebiet zwischen Piräus und der Insel Fleves zu begeben. Kurz vor der Mitternacht wurde sie von einem Flugzeug entdeckt, der vier Bomben auf sie abwarf, von denen zwei ihr Ziel trafen. Eine detonierte auf der Backbordseite neben dem Rettungsboot und die andere im vorderen Laderaum, wo sie ein Loch im Schiffsboden riss. Das Schiff sank in kurzer Zeit über Bug und nahm die Leben von 11 der 46 Besatzungsmitglieder mit sich.  Der Rest konnte trotz des rauen Wetters gerettet werden.


Heute liegt „Retriever“ auf dem Sandgrund in einer Tiefe von 52 Metern mit der Wrackoberkante in einer Tiefe von 44 Metern. Der Bug zeigt in Richtung Norden. Zwischen 1959 und 1960 wurde sie teilweise abgewrackt, wobei teile des Vor- und Hinterschiffs abgeschnitten und geborgen wurden. Besonders wertvoll war die große Ladung von Kupferkabel, die 91 PS starke Zweizylinder-Verbunddampfmaschine, Dampfkessel, Propeller mit der Welle und jegliche Ausrüstung aus Bronze oder Messing. So sieht das Wrack heute ziemlich leergeräumt aus. Hinzu kommt eine riesige Menge an Fischernetzen, die das Schiff regelrecht verschleiern. Das Wrack liegt in einem extrem stark von der lokalen Fischerei frequentierten Seegebiet vor dem Großraum von Athen, was die Menge an Geisternetzen erklärt.


Holger Buss - Dive3D.eu

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