Bedingt durch geringe Tiefen und schnellen Zerfall gibt es in der Westlichen Ostsee kaum große und gut erhaltene Wracks mit betauchbaren Innenräumen. Dafür muss man sich in Richtung dänische und schwedische Küste begeben. Dann stößt man beispielsweise auf ein Seegebiet südlich der schwedischen Hafenstadt Trelleborg auf einige Wracks der Weltklasse. Eines davon ist der schwedische Frachter „Ares“.
Der 70 m lange dampfbetriebene und segelunterstützte Kohlefrachter wurde im Jahr 1883 auf der Schiffswerft „Osbourne, Graham & Co.“ im englischen North Hylton für eine britische Reederei unterm Namen „Magnolia“ gebaut. Acht Jahre später wechselte das Schiff den Besitzer und fuhr unter schwedischer Flagge als „Ares“ weiter. Im Mai 1906 war sie mit einer Ladung von 1400 Tonnen Steinkohle von Sunderland (Großbritannien) nach Gefle (Schweden) unterwegs, als sie etwa 10 Seemeilen südlich von Trelleborg in einen dichten Nebel geriet. Anhand von Nebelsignalen von vorne vermutete man an Bord, dass man hinter einem anderen Schiff fuhr, welches man aber nicht erkennen konnte, weil die Sichtweiten inzwischen nur noch für eine Schiffslänge voraus reichten. Die Besatzung traf einige Vorkehrungen, um eine Kollision in diesem stark befahrenen Seegebiet zu vermeiden. So wurde eine zusätzliche Nebelwache aufgestellt und die Maschine zuerst auf halbe und dann auf langsame Fahrt umgestellt. Regelmäßig wurden Nebelsignale abgegeben. Irgendwann muss „Ares“ komplett aufstoppen bis das vorausfahrende Schiff endlich verschwand. Plötzlich kamen von der Backbordseite die Nebelsignale eines anderen Schiffs. Obwohl beide Fahrzeuge kontinuierlich Signale austauschten, tauchte aus der Nebelwand wie aus dem Nichts der Bug des niederländischen Frachtdampfers „Hilversum“ auf, das seine Maschine sofort auf volle Kraft zurück umstellte. Auf der „Ares“ tat man das Gleiche. Als die Kollision unvermeidbar wurde, versuchte der schwedische Kapitän im letzten Moment verzweifelt den potenziellen Schaden zu minimieren, gab die volle Kraft voraus und riss das Ruder nach Steuerbord, um so der „Hilversum“ eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Wenige Augenblicke später bohrte sich der Niederländer mit seinem Bugsteven genau mittschiffs in die Backbordseite der „Ares“ rein. Die Größe und Lage des Lecks machten sofort klar, dass das Schiff nur für wenige Minuten schwimmfähig bleiben würde und so sprang fast die gesamte Besatzung auf die „Hilversum“, solange beide Schiffe noch ineinander klemmten. Die letzten beide Seeleute und die Frau des 1. Ingenieurs kamen etwas später aufs Deck und „Ares“ ging wörtlich unter ihren Füßen unter. Auch die wurden trotz einer seltsamen Gleichgültigkeit des niederländischen Kapitäns gerettet, weil der Kapitän der „Ares“ die Rettung selbst in die Hände nahm und eins der Rettungsboote von „Hilversum“ ins Wasser absetzte. Am Ende gab es beim Unfall glücklicherweise keine Opfer zu beklagen.
Heute liegt das Wrack aufrecht auf ebenen Kiel in 36 Metern Tiefe. Die 1907 angefangene Schiffsbergung wurde wegen einer Reihe von kleineren Unfällen abgebrochen, sodass „Ares“ heute in einem sehr guten Zustand betauchbar ist. Durch einen Deckseinbruch hinterm Steuerhaus gibt es die Möglichkeit den Kessel- und Maschinenraum anzuschauen. Die Decksmaschinen, ein Ersatzpropeller auf dem Achterdeck und der eigentliche Propeller mit dem Ruder sind erhalten. Lediglich die Masten mit Takelage wurden entfernt, um das Schiffsverkehr nicht zu gefährden.
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